Zum bereits siebten Mal findet im August das Race Around Austria statt. Es gilt als das härteste Radrennen Europas und wird 2015 von knapp 200 Athleten in Angriff genommen. Von St. Georgen im Attergau geht es über 2.200 Kilometer, gespickt mit 30.000 Höhenmetern rund um die Alpenrepublik. Das Radrennen wird als Einzelfahren ausgetragen und die Athleten werden von einem persönlichen Betreuungsfahrzeug begleitet.
Am 12. August starten die Athleten in St. Georgen im Attergau. Bereits zum vierten Mal ist der malerische Ferienort in der Nähe des Attersees Start- und Zielort des Ultraradrennens. Besonders beeindruckend werden die Finisher, jene Athleten die das Rennen unter der Maximalzeit von fünf Tagen und 12 Stunden beenden, empfangen. Der letzte Kilometer führt durch das gleichzeitig stattfindende Marktfest, wo in den Festzelten ein Spalier für die Radfahrer gebildet wird. Knapp 4.000 Leute empfingen im letzten Jahr den Sieger Christoph Strasser um zwei Uhr morgens.
Erstmals 200 Athleten am Start
Der Steirer hat als Titelverteidiger wieder für das Rennen gemeldet. Er führt die Teilnehmerliste, die heuer zum ersten Mal 200 Fahrer umfasst, an. Das Starterfeld teilt sich in mehrere Strecken auf. Die härtesten Ultraradfahrer absolvieren die 2.200 Kilometer solo. Die Extremstrecke kann auch im Zweier- oder im Viererteam gefahren werden. Wer die schwierigen Alpenpässe in Westösterreich meiden will, der startet beim Race Around Austria 1500. Eine interessante Variante ist die Race Around Austria CHALLENGE presented by Fever-Tree. Solo oder zu zweit geht es dabei über eine 560 Kilometer lange Strecke rund um Oberösterreich.
Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 30 km/h brausen die Zweier- und Viererteams rund um Österreich. Die Schnellsten werden die Distanz von 2.200 Kilometer in weniger als drei Tagen absolvieren. Auch bei den Solostartern erneut eine Siegerzeit von unter 96 Stunden erwartet.
Es „strassert“ wieder rund um Österreich
Er ist der Titelverteidiger auf der Extremstrecke und tritt auch 2015 wieder in Österreich an. Christoph Strasser ist wie im letzten Jahr der große Favorit auf den Solosieg. Doch die Vorzeichen für den 32-jährigen Kraubather haben sich in diesem Jahr geändert. Im Gegensatz zum Vorjahr kommt er nicht als souveräner Race Across America-Gewinner nach St. Georgen/Attergau. Der Steirer musste in den USA aufgeben.
Deshalb ist das Rennen rund um die Alpenrepublik etwas Spezielles. „Ich habe richtig lange daran geknabbert, dass ich wegen einem Lungeninfekt das RAAM beenden musste. Aber schlussendlich muss man das ganze abhaken, sich neue Ziele setzen und nach vorne schauen. Ich spüre, dass ich richtig viel Energie habe und fühle mich wieder Top-Fit“, erklärt Strasser. Der 32-Jährige hält auch in Österreich den Streckenrekord und wird am Rennrad schwer zu schlagen sein.
Im Windschatten des Stars
Hinter Christoph Strasser haben einige Athleten große Ambitionen um das Podium beim härtesten Radrennen Europas zu erreichen. Dafür ist eine Gesamtzeit von unter 100 Stunden anzupeilen. Der Tiroler Patric Grüner konnte dies 2014 erreichen und beendete das Rennen als Zweiter. Dieses Ergebnis will der junge Athlet auch 2015 wiederholen. Auch der Vorjahresdritte aus Deutschland ist 2015 wieder dabei. Pierre Bischoff will erstmals unter 100 Stunden das Rennen beenden. Der Däne Aske Söby hat bereits das Race Across America gefinisht und ist ein bekannter Name im Ultrarennsport.
Auch ein höheres Alter schützt nicht vor schnellen Leistungen. Das weiß der Südtiroler Martin Bergmeister nur zu gut. Der italienische Ausdauerathlet kommt aus der Langlaufszene und hat schon mehrmals den Wasalauf beendet. Seit diesem Jahr ist er im Ultraradsport zu Hause. Italien gegen Österreich heißt es bei den Damen. Laura Messina und die Niederösterreicherin Alexandra Meixner sind die beiden Extremen auf der 2.200 Kilometer langen Runde. Sie wollen die Nachfolge von Isabelle Pulver antreten. Meixner könnte im siebten Jahr des Rennens als erste Österreicherin überhaupt finishen.
Beinharter Kampf bei den Viererteams
15 Minuten entschieden letztes Jahr nach 2.200 Kilometer gegen das oberösterreichische Team Melasan Sport im Bewerb der Viererteams. Die Mannschaft rund um den zweimaligen Sieger Wolfgang Götschhofer musste sich in einem spannenden Duell geschlagen geben. Verstärkt mit dem zweifachen Gewinner Thomas Osbelt soll nun 2015 der Sieg her. Etwas dagegen haben vier Mühlviertler. Nachdem sie im letzten Jahr auf der Race Around Austria CHALLENGE presented by Fever-Tree den Sieg holten möchte das Team Ernstl’s Sport by Sareno in diesem Jahr den Prestigesieg bei den Mannschaften. Sie setzen vor allem auf eine starke Betreuung mit einem knapp 30-Mann starkem Team.
Ein Wörtchen um das Podium möchten zwei weitere Teams aus dem „Hoamatland“ mitreden. Die Atterbiker aus der Region des Start- und Zielortes sowie das Team RSC Barista Schärding sind seit Jahren ein fixer Bestandteil des Rennens und schicken zum härtesten Radrennen Europas ihre besten Fahrer.
Der Zehner für Rainer Popp
Bereits beim ersten Race Around Austria stand der Deutsche Rainer Popp am Start. Er beendete das Rennen 2009 als Dritter. Mit sechs erfolgreichen Rennteilnahmen ist er der fleißigste Kilometersammler beim Race Around Austria. Knapp 10.000 Kilometer hat der Bayer in Österreich schon abgespult. Mit seinem Start über die 1500er Distanz komplettiert er den „Zehner“ locker.
Lediglich 2011 zog er das Race Across America dem Rennen in der Alpenrepublik vor. Auch diesen Abenteuer finishte Popp erfolgreich. Seinen größten Erfolg feierte der 55-Jährige 2013. Nach einer schweren Erkrankung wurde er ins Krankenhaus Salzburg eingeliefert und in den künstlichen Tiefschlag versetzt. Der Bayer erholte sich vollständig und gewann im Sommer beim Race Around Austria 1500.
Letzter Schliff für Amerika
Das Race Around Austria ist das schwierigste Qualifikationsrennen für das Race Across America. Das Rennen in den Vereinigten Staaten ist der ultimative Traum vieler Ultraradfahrer. „Das RAAM ist aber ein sehr teures Projekt. Die Ausfallquote beträgt wie in Österreich knapp 50% jedes Jahr. Die Radfahrer müssen sehr gut vorbereitet in dieses Rennen gehen“, erklärt Michael Nussbaumer. Der Rennleiter kann auf über 20 erfolgreiche RAA-Absolventen zurückblicken, die nach geschaffener Qualifikation auch das Rennen in Amerika innerhalb der geforderten Karenzzeit finishten.
2015 gewannen mit Severin Zotter und Isabelle Pulver zwei ehemalige Starter in den USA. Der Steirer wurde 2013 Zweiter, die Schweizerin gewann das Rennen 2014. „Es zeigt, dass wir die beste Schule für Amerika sind. Bislang ist nur einem Finisher von uns das Ziel des härtesten Radrennens der Welt verwehrt geblieben“, fügt Nussbaumer an. Der Schweizer Martin Schlatter finishte beispielsweise im letzten Jahr in Österreich als Zwölfter und Letzter. 2015 wurde er beim RAAM Fünfter.
Ein einzigartiger Zieleinlauf
Das Finish beim Race Around Austria ist ein besonderes Hochgefühl für jeden Athleten. Zum dritten Mal in Folge wird dieses Gefühl von vielen tausenden Zusehern unterstützt. Der letzte Kilometer führt neutralisiert durch die Festzelte des Attergauer Marktfestes direkt auf die Zielbühne. Die Fahrer werden eskortiert und 5.000 Besucher bilden ein Spalier. Über 20 Vereine aus der Region organisieren das Fest und beteiligen sich somit an der einzigartigen Finisherparty.
Fanzonen gegen Einsamkeit
Ultrarennen sind nicht mehr einsam. Das beweist das Race Around Austria jedes Jahr eindrucksvoll. Sechs Fanzonen entlang der Strecke warten auf die 200 Athleten. Diese befinden sich alle im ersten Rennviertel, da das Feld noch kompakt ist. Bis spät in die Nacht warten in Julbach, Ulrichsberg, Gmünd und Drosendorf tausende Besucher und feuern die Athleten frenetisch an. Nach mehr als einem Tag Fahrzeit wartet in Halbenrain in der Steiermark die Zwischenstation auf die Fahrer. Dort gibt es Duschmöglichkeiten und warmes Essen für die Radler und ihre Betreuer. Auch bei der CHALLENGE gibt es eine zusätzliche Fanzone in diesem Jahr. In den Morgenstunden wird der letzte Pass auf der Großalmstraße zur Fanzone umgewandelt.
07.08.2015