Die Herausforderung in der „Grünen Hölle“ – dem Veranstaltungsslogan wurde Rad am Ring in diesem Jahr auf besonders vielfältige Weise gerecht. Nicht nur für die Teilnehmer, die sich vom Eifelwetter der weniger erfreulichen Sorte nicht abschrecken ließen, sondern auch für die Rennleitung. Die sah sich aufgrund von Sicherheitsbedenken wegen starkem Regen, Gewittern und Nebel erstmals in der Geschichte der 24-Stunden-Radrennen auf dem Nürburgring dazu gezwungen, einen Rennabruch mit anschließendem Re-Start zu organisieren. Um 4.25 Uhr wurde zunächst das Mountainbike-Rennen unterbrochen, um 5.47 Uhr schließlich auch die Rennradfahrer angehalten. Beide Wettbewerbe wurden kurz nach 8.30 Uhr am Sonntag mit einem Neustart wieder aufgenommen. Sportlich und organisatorisch steht unter dem Strich ein positives Fazit: Die meisten Teilnehmer nahmen die besondere Herausforderung an und waren bei der Zieldurchfahrt zwar erschöpft, aber umso zufriedener mit ihrer Leistung. Die wirtschaftliche Bilanz wurde von den schlechten Wettervorhersagen erwartungsgemäß etwas getrübt. „Die 10000-Teilnehmer-Marke haben wir nicht ganz geschafft“, sagt Organisator Hanns-Martin Fraas, „vor allem bei den Läufern und Tourenfahrern haben wir im Vergleich zu 2012 deutlich verloren. Die erwarteten Nachmeldungen blieben aus.“
Obwohl einige Starter und Teams angesichts des widrigen Wetters das Handtuch geworfen hatten, waren die Starterfelder beim Re-Start um 8.30 Uhr prall gefüllt. Über die Hälfte aller Akteure wollte, unbeeindruckt von der Witterung, die Zieldurchfahrt erleben – deshalb waren sie schließlich in die Eifel gekommen. Immerhin hatte der Regen nachgelassen und zum Ende des Rennens fast ganz aufgehört. Die Mountainbike-Piste war um einige potenziell gefährliche Single Trails entschärft und entsprechend verkürzt worden. Für die Rennradfahrer blieb auf der Nordschleife alles wie gehabt – in diesem Fall eine nasse Strecke. Doch nicht nur die Sportler auf der Piste, sondern auch das Zeitnahmeteam sah sich mit einer großen Aufgabe konfrontiert: Der zeitweilige Stopp der 24-Stunden-Rennen war echtes Neuland, immerhin mussten die Einzelergebnisse aus zwei zunächst getrennt gewerteten Rennen vor und nach der Unterbrechung von rund 4700 Teilnehmern analysiert und aus dem Datenwust die Sieger und Platzierten der acht Hauptkategorien gefiltert werden.
Als Einzelfahrer war bei den Mountainbikern wie im Vorjahr der Tscheche Tomasz Kozak erfolgreich, und auch bei den Rennradlern behielt in dieser Disziplin mit Markus Rieber der Vorjahressieger die Oberhand. Bei den MTB-Frauen konnte Cemile Trommer ihren Erfolg aus dem Vorjahr wiederholen, während auf dem Rennrad mit Christina Rausch ein neuer Name an der Spitze der Wertung auftauchte. In der heiß umkämpften Kategorie der Vierer-Teams setzte sich im Offroadbereich das VC Racingteam Darmstadt 1 bei den Männern sowie die Frauentruppe SG Stern Stuttgart Competition durch. Auf Asphalt war bei den Männern das Quartett Amonio Skin Cycling 24H Team 1 mit Ex-Milram-Profi Dominik Röls am schnellsten. Platz zwei ging an „De Ledschends“, die mit ARD-DTM-Kommentator Manuel Reuter, dem österreichischen Staatsmeister Rene Haselbacher, Bulls-Mountainbike-Profi Karl Platt und dem Olympia-Zweiten Roger Kluge prominent besetzt waren. Bei den Frauen ließen zweie neue Formationen aufhorchen. Den Koga-Ladies aus der Rad-Bundesliga (Ulrike Glaser, Ronja Koeckerling, Christina Koep, Stephanie Paul) gelang tatsächlich der angestrebte Sieg, obwohl sie zum ersten Mal ein 24-Stunden-Rennen bestritten. Dasselbe galt auch für das Bulls-Rad-Team, gebildet aus vier Triathletinnen (Sylvia Otten, Kristina Mandt, Beate Görtz, Christine Urbansky) inklusive Triathlon-Weltmeisterin Beate Görtz. Die hatten aus einer Laune heraus ihre Teilnahme bei Rad am Ring geplant, als lockeren Termin zum Saisonabschluss, und dabei einen Podestplatz angepeilt. Zwar blieben die von Görtz befürchteten Probleme in den knackigen Bergaufpassagen der Nordschleife aus, dennoch waren die vier Damen schwer beeindruckt: „So ein Triathlon tut ja schon weh“, gab Görtz zu, „aber das hier? Die Nacht, das Wetter, die vielen Runden – ich weiß gar nicht, worum wir hier noch kämpfen.“ Das war zwei Stunden vor Schluss des Rennens. Görtz musste aufgeben, weil sie durch die feuchte Luft Lungenprobleme bekam. Doch der zweite Platz lag in Reichweite, deshalb musste Christine Urbansky für zwei abschließende Runden ran. Der fast aussichtslos scheinende Versuch, Platz zwei zu halten, gelang den Bulls-Frauen tatsächlich.
Auch die Prominenten-Achter-Teams rund um DTM-Pilot Timo Scheider – seine Mannschaft erreichte Platz fünf – und Moritz A. Sachs, den Star aus der TV-Serie „Lindenstrasse“, hielten bis zum Ende durch. „Ich saß beim Abbruch gerade im Sattel, es war meine dritte Runde im Rennen. Teilweise liefen da Sturzbäche über die Straße“, berichtete Sachs. „Aber Aufgeben war nie ein Thema, obwohl Knut Hinz trotz seiner Nennung in der Startliste gar nicht gefahren ist. Wir waren also tatsächlich nur zu siebt.“
Lediglich das Vierer-Team um Timo Glock hatte angesichts der problematischen Straßenverhältnisse in der Nacht zurückgezogen – der DTM-Fahrer muss am kommenden Wochenende in Oschersleben in seinen Rennwagen steigen und wollte verständlicherweise kurz vor dem Saisonende keine Verletzung mehr riskieren.
09.09.2013